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Was ist hormoneller Haarausfall?
Hormoneller Haarausfall entsteht durch ein Ungleichgewicht der körpereigenen Hormone, die den Haarzyklus regulieren. Anders als erblich bedingter Haarausfall, der genetisch determiniert ist, wird hormonbedingter Haarverlust durch Schwankungen im Hormonspiegel ausgelöst – oft temporär und behandelbar.
Besonders betroffen sind Frauen während hormoneller Umbruchphasen: nach der Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder bei Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Aber auch Männer können unter hormonellem Haarausfall leiden, insbesondere durch Schilddrüsenprobleme oder einen gestörten DHT-Stoffwechsel.
Das Gute: Wenn die hormonelle Ursache identifiziert und behandelt wird, wachsen die Haare in den meisten Fällen wieder nach.
Welche Hormone beeinflussen das Haarwachstum?
Mehrere Hormone spielen eine entscheidende Rolle für gesundes Haar:
Östrogen – das Schutzhormon
Östrogen verlängert die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare und sorgt für kräftiges, volles Haar. Ein Östrogenmangel – etwa in den Wechseljahren – verkürzt diese Phase und führt zu dünner werdendem Haar.
Progesteron – der Gegenspieler
Progesteron wirkt oft als Ausgleich zu Östrogen. Ein niedriger Progesteronspiegel kann die Wirkung von Androgenen (männlichen Hormonen) verstärken und so Haarausfall begünstigen.
Testosteron und DHT – die Androgene
Testosteron wird durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase in DHT (Dihydrotestosteron) umgewandelt. DHT bindet an Haarfollikel und kann diese schrumpfen lassen (Miniaturisierung), was zu dünner werdendem Haar führt – besonders bei genetischer Veranlagung.
Schilddrüsenhormone – die Stoffwechselregulatoren
Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamt den gesamten Stoffwechsel, einschließlich des Haarzyklus. Die Haare werden brüchig, glanzlos und fallen vermehrt aus. Auch eine Überfunktion kann Haarverlust verursachen.
Cortisol – das Stresshormon
Chronisch erhöhte Cortisolspiegel durch Dauerstress können den Haarzyklus unterbrechen und Haare vorzeitig in die Ruhephase (Telogenphase) schicken – bekannt als telogenes Effluvium.
Ursachen für hormonellen Haarausfall
Die häufigsten hormonellen Auslöser sind:
1. Schilddrüsenerkrankungen
Sowohl Unterfunktion (Hypothyreose) als auch Überfunktion (Hyperthyreose) können diffusen Haarausfall verursachen. Typische Begleitsymptome: Müdigkeit, Gewichtsveränderungen, trockene Haut.
Diagnose: Bluttest mit TSH, T3 und T4-Werten
2. Schwangerschaft und Geburt
Während der Schwangerschaft sind die Östrogenspiegel erhöht – die Haare bleiben länger in der Wachstumsphase und wirken voller. Nach der Geburt fällt der Östrogenspiegel rapide ab, und viele Haare treten gleichzeitig in die Ausfallphase ein (postpartales Effluvium).
Gut zu wissen: Dieser Haarausfall ist temporär und normalisiert sich meist nach 6-12 Monaten von selbst.
3. Wechseljahre
Mit sinkendem Östrogen- und steigendem relativen Androgenspiegel dünnt das Haar aus – besonders am Scheitel. Viele Frauen bemerken auch verlangsamtes Haarwachstum.
4. Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
PCOS ist durch erhöhte Androgenspiegel gekennzeichnet. Betroffene Frauen leiden oft unter Haarausfall am Kopf bei gleichzeitig verstärktem Haarwuchs im Gesicht und am Körper (Hirsutismus).
5. Absetzen der Pille
Hormonelle Verhütungsmittel unterdrücken die körpereigene Hormonproduktion. Nach dem Absetzen kann es zu vorübergehendem Haarausfall kommen, bis sich der Hormonhaushalt wieder eingependelt hat.
6. Chronischer Stress
Anhaltender Stress erhöht die Cortisolproduktion, was den Haarzyklus stören und zu diffusem Haarausfall führen kann.
Symptome: Wie erkennt man hormonellen Haarausfall?
Hormoneller Haarausfall zeigt sich meist durch folgende Anzeichen:
- Diffuses Ausdünnen: Das Haar wird gleichmäßig am gesamten Kopf dünner, besonders am Scheitel
- Vermehrter Haarausfall: Mehr als 100 Haare pro Tag fallen aus
- Veränderung der Haarstruktur: Die Haare werden feiner, brüchiger und verlieren an Glanz
- Timing: Haarausfall tritt während oder nach hormonellen Veränderungen auf (Schwangerschaft, Pillenwechsel, Wechseljahre)
- Begleitsymptome: Müdigkeit, Gewichtsveränderungen, Hautprobleme, Zyklusstörungen
Wichtig: Ein Bluttest beim Arzt kann Hormonungleichgewichte aufdecken und die Diagnose sichern.
Diagnose: Welche Untersuchungen sind nötig?
Ein Dermatologe oder Endokrinologe kann hormonellen Haarausfall durch folgende Tests diagnostizieren:
Blutuntersuchungen
- Schilddrüsenwerte: TSH, freies T3, freies T4
- Sexualhormone: Östrogen, Progesteron, Testosteron, DHEA-S
- Weitere Marker: Ferritin (Eisenspeicher), Vitamin D, Zink
Trichogramm
Mikroskopische Untersuchung der Haarwurzeln zur Bestimmung der Haarzyklusphasen.
Kopfhautanalyse
Ausschluss anderer Ursachen wie Pilzinfektionen oder Autoimmunerkrankungen.
Behandlung: Was hilft bei hormonellem Haarausfall?
Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:
1. Schilddrüsenbehandlung
Bei Schilddrüsenunterfunktion wird Levothyroxin (L-Thyroxin) verschrieben. Nach Normalisierung der Schilddrüsenwerte wachsen die Haare meist nach 3-6 Monaten wieder nach.
2. Hormonersatztherapie
In den Wechseljahren kann eine bioidentische Hormontherapie mit Östrogen und Progesteron helfen, das Haarwachstum zu stabilisieren.
3. Anti-Androgene bei PCOS
Medikamente wie Spironolacton oder Cyproteronacetat blockieren die Wirkung von Androgenen an den Haarfollikeln. Auch bestimmte Antibabypillen mit anti-androgener Wirkung können helfen.
4. Minoxidil
Der Wirkstoff Minoxidil (rezeptfrei erhältlich) fördert das Haarwachstum und kann unterstützend bei hormonellem Haarausfall eingesetzt werden. Die Anwendung muss dauerhaft erfolgen.
5. Ernährung und Nahrungsergänzung
- Proteinreich essen: Haare bestehen zu 95 Prozent aus Keratin (Protein)
- Eisen, Zink und Biotin: Bei nachgewiesenem Mangel supplementieren
- Omega-3-Fettsäuren: Unterstützen die Haargesundheit
6. Stressmanagement
Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen senken den Cortisolspiegel und fördern den gesunden Haarzyklus.
Natürliche Unterstützung bei hormonellem Haarausfall
Ergänzend zur medizinischen Behandlung können natürliche Mittel helfen:
- Sägepalme (Serenoa repens): Hemmt die Umwandlung von Testosteron in DHT
- Mönchspfeffer (Agnus castus): Kann bei Progesteronmangel regulierend wirken
- Grüner Tee: Enthält EGCG, das die 5-Alpha-Reduktase hemmt
- Rosmarinöl: Fördert die Durchblutung der Kopfhaut
Wichtig: Sprechen Sie natürliche Mittel immer mit Ihrem Arzt ab, besonders wenn Sie bereits Hormontherapien erhalten.
Wie lange dauert die Erholung?
Die Zeitspanne bis zur Besserung hängt von der Ursache ab:
- Postpartaler Haarausfall: 6-12 Monate (ohne Behandlung)
- Schilddrüsenbedingt: 3-6 Monate nach Normalisierung der Werte
- PCOS/Anti-Androgene: Erste Verbesserungen nach 3-4 Monaten, volle Wirkung nach 6-12 Monaten
- Wechseljahre: Stabilisierung nach 3-6 Monaten Hormontherapie
Wichtig: Der Haarzyklus ist langsam. Neue Haare wachsen etwa 1 cm pro Monat. Geduld und konsequente Behandlung sind entscheidend.
Fazit: Hormoneller Haarausfall ist behandelbar
Hormoneller Haarausfall kann belastend sein, ist aber in vielen Fällen reversibel. Der Schlüssel liegt in der genauen Diagnose durch Bluttests und der gezielten Behandlung der hormonellen Ursache.
Die wichtigsten Schritte:
- Arztbesuch: Lassen Sie Ihre Hormonwerte überprüfen
- Ursachenbehandlung: Therapieren Sie die zugrunde liegende Störung (Schilddrüse, PCOS, Wechseljahre)
- Unterstützende Maßnahmen: Minoxidil, ausgewogene Ernährung, Stressreduktion
- Geduld: Geben Sie dem Haar Zeit, sich zu erholen (3-12 Monate)
Mit der richtigen Behandlung haben Sie gute Chancen, Ihr volles, gesundes Haar zurückzugewinnen. Lassen Sie sich nicht entmutigen – Hilfe ist möglich!
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